Chemie-Baukästen für die Industrie! Seit 1919!
Jubiläum: Vor 100 Jahren als Handelshaus gegründet, ist die Goldmann-Gruppe heute ein international aufgestellter Spezialist für Chemikalien und Kunststoffgranulat.
„Eigentlich gibt es in jedem Haushalt irgendein Produkt, an dem wir beteiligt sind“, sagt Rainer Goldmann, geschäftsführender Gesellschafter der Goldmann-Gruppe. Das kann Seife oder Shampoo sein, Salz, eine PET-Flasche, ein Medikament, das Gehäuse des Staubsaugers oder die Blumenerde im Topf auf der Fensterbank. Die Goldmann-Gruppe vertreibt und produziert Chemikalien, Wirkstoffe, Farbpigmente und das Rohmaterial zur Herstellung von Kunststoffteilen. An die tausend unterschiedliche „Bausteine“ für Arzneien, Kosmetika, Dünge- und Futtermittel oder Kunststoffe hat Goldmann im Angebot.
Die Kundschaft ist international. Dazu gehören Kosmetikproduzenten und Automobilhersteller ebenso wie Chemiekonzerne wie Bayer oder BASF.
Am Firmensitz, einem Bürogebäude an der Schillerstraße, sieht man davon nichts. Von hier aus werden Handel und Herstellung bei Lohnproduzenten gesteuert. 62 Mitarbeiter hat das Unternehmen. Die erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 65 Millionen Euro.
Die Geschichte der Firma begann vor 100 Jahren. 1919 gründete Sidney Goldmann das Unternehmen als reines Handelshaus in Bielefeld. Der Kaufmann, der gut Englisch sprach, importierte Borax und Borsäure aus den USA. Abnehmer waren Keramik-, Glas und Emaillewerke. Mit den Stoffen ließen sich farblose Glasuren weiß färben.1924 erweiterte er das Sortiment um Antimontrioxid. Eine Entscheidung, die sich bis heute auswirkt. Ursprünglich in der Emaille- und Glasproduktion verwendet, wird der Stoff heute als Flammschutzmittel eingesetzt und gehört zu den wichtigsten Produkten des Chemiehandelshauses. 1938 wurde auch Sidney Goldmann Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Nach einigen Wochen im Konzentrationslager Buchenwald, kam er jedoch auf Intervention ausländischer Geschäftsleute wieder frei. Allerdings: Nach der Entlassung hatte die Familie nur 48 Stunden Zeit, um Deutschland zu verlassen. Sie ging nach Schweden. Schon 1945 kam Sidney Goldmann zurück nach Bielefeld und brachte sein Geschäft wieder in Schwung.
Sein Sohn Walter trat 1953 in das Geschäft ein und baute es als Vertretung und Verkaufsbüro internationaler Chemie-Produzenten aus. Er begann 1960 zudem mit dem Handel mit Kunststoffgranulat. In der Folge wurde die Firma GKG Goldmann Kunststoffe gegründet, die sich als Anbieter von Thermoplasten als Partner der kunststoffverarbeitenden Industrie etabliert hat. Zusammen mit dem Ursprungsunternehmen S. Goldmann und zwei Tochterunternehmen in China und Polen bildet sie heute die Goldmann-Gruppe. Kunststoff-Material liefert Goldmann heute beispielsweise
für die Herstellung von Gurtschloss-Schalen in Autos, die besonders bruchsicher und hitzeresistent sein müssen, an die Automobilindustrie. Die
Stoffe dafür lässt Goldmann nach strengen Vorgaben von Kunden produzieren.
1994 trat der Enkel des Gründers, Rainer Goldmann, in das Familienunternehmen ein. Unter seiner Leitung wurde die Entwicklung eigener Produkte vorangetrieben, die Goldmann bei Lohnherstellern vor allem in Asien produzieren lässt. Neben dem Handel mit chemischen Stoffen erweiterte er das Geschäftsfeld. Das Unternehmen baute Kompetenzen auf, um Kunden beim Umgang mit Zoll-, Sicherheits- und Qualitätsbestimmungen zu unterstützen. „In dieser Rolle sind wir ein Brückenbauer nach China“, sagt Rainer Goldmann. Als kleines Unternehmen in internationalen Märkten ist die Gruppe heute auf Nischen fokussiert und vertreibt Produkte, für die es weltweit nur wenige Hersteller gibt. Ein Beispiel dafür sind maßgeschneiderten Kobalt- und Manganlösungen, die als Katalysator für Terephtalsäuren benötigt werden. Diese Säure ist der Schlüsselrohstoff für die PET-Flaschenherstellung. Es gibt weltweit nur drei Unternehmen, die diese Lösung anbieten. „Unter den europäischen Chemie-Händlern sind wir einer derjenigen, die am stärksten spezialisiert sind“, sagt Rainer Goldmann.
Quelle: Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co. KG; Autor: Sebastian Kaiser; Foto: Oliver Krato